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8K im Mittelpunkt der InfoComm 2023 – ist die Begeisterung berechtigt?

8K gilt als DER nächste Displaystandard. So präsentierten auch auf der InfoComm 2023 mehrere Hersteller ihre großformatigen 8K-LED-Modelle.

Graham Kirkpatrick, Leiter des Lösungsteams für das Vereinigte Königreich und Irland bei Sharp/NEC, erinnert sich an ähnliche Begeisterungsstürme für die 4K-Technologie vor etwa zehn Jahren. Er erklärt, wie 8K die Branche verändern könnte und ob der aktuelle Hype wirklich gerechtfertigt ist.

Graham Kirkpatrick, Leiter des Lösungsteam bei Sharp/NEC

8K LED Large Format Display als Signage-Lösung im Einzelhandel

Was ist 8K?

Die Bezeichnung 8K verweist auf die Anzahl der Bildpunkte pro Zeile, welche sich auf nahezu 8.000 Pixel beläuft. Dabei ist zwischen zwei terminologischen Feinheiten zu unterscheiden: 8K UHD, auch bekannt als UHD-2, beschreibt eine Auflösung von 7.680 x 4.320 Pixel (33,2 Mega-Pixel); bei 8K DCI (Digital Cinema Initiatives) liegt dieser Wert bei 8.192 x 4.320 Pixel. Wie bei jedem Auflösungsstandard wird auch hier das beste Ergebnis erzielt, wenn neben dem Display auch alle anderen Geräte im Setup 8K-fähig sind.

Bei 8K handelt es sich also um wirklich viele Pixel. Zum besseren Verständnis: Hinter 8K verbergen sich viermal so viele Pixel wie bei 4K und 16-mal so viele Pixel wie bei einer FullHD-Auflösung. Je höher die Pixeldichte, desto schärfer und lebendiger wird auch das Bild. Die „pixelfreie“ Auflösung bringt jedes Detail noch realistischer zur Geltung.

2014 läutete die Einführung von 4K UHD ein neues Zeitalter im Bereich der Visualisierungstechnologie ein. Für Large Format Displays in Signage-Anwendungen und Meetingräumen bedeutete der Umstieg auf 4K UHD eine deutlich höhere Bildqualität – aber muss man hier tatsächlich noch einen Schritt weiter gehen?


Realistische Bildqualität als oberstes Ziel

4K UHD ist der derzeitige Standard für TV-Geräte und professionelle Displays. Und genau das stellt für die Akzeptanz von 8K die erste große Hürde dar, wie Tobias Augustin, Leiter des Produktmanagements bei Sharp/NEC, im kürzlich erschienenen Installation Magazine-Artikel "8K resolution – a viable future in professional AV?" erläutert

Tobias Augustin, Leiter des Produktmanagements bei Sharp/NEC

“Nach dem Wechsel von FullHD auf 4K UHD lagen die Vorteile einer höheren Auflösung für die Kunden klar auf der Hand. 4K UHD wurde in puncto realistischer Bildqualität als Nonplusultra deklariert. Wenn wir 8K nun mit dem gleichen Slogan bewerben, dürften sich Menschen, die sich in diesem Bereich auskennen, kaum davon überzeugen lassen, dass sie nun eine viermal so hohe Auflösung für noch bessere Ergebnisse benötigen. Hinzu kommt, dass es mit der Anschaffung von Endgeräten wie Displays und Projektoren nicht getan ist. Eine entsprechende Infrastruktur sowie 8K-fähige Content- und Playout-Systeme sind ebenfalls erforderlich. Das bedeutet neben einem zusätzlichen Aufwand natürlich auch erhebliche Investitionen.”

Selbst 4K UHD, die aktuelle Standardauflösung für Large Format Displays, kommt noch nicht überall zum Einsatz. Häufig wird weiterhin (hochskalierter) FullHD-Content verwendet. Nativer 4K UHD-Content ist noch immer nicht die Norm. Vor allem bei Signage-Anwendungen im Einzelhandel entspricht die Qualität des Contents oftmals nicht den Möglichkeiten der vorhandenen Geräte. Solange nicht einmal 4K UHD großflächig zum Einsatz kommt, ist der Umstieg auf eine noch höhere Auflösung keine sinnvolle Option.


Die Tendenz geht weiterhin zu 4K UHD

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Unternehmensanwendungen. Die technische Ausstattung in Meetingräumen und die dazugehörige Infrastruktur sind noch immer nicht flächendeckend auf 4K UHD umgestellt. Augustin erklärt:

LED-Display von Sharp/NEC in einem Meetingraum

“Solange im Büro Notebooks mit Grafikkarten verwendet werden, die maximal eine UHD-Auflösung unterstützen, lohnt es sich nicht, einen Meetingraum auf 8K aufzurüsten. Viele Unternehmenskunden greifen für ihre Videokonferenzen auf Komplettlösungen aus Soundbars, Kameras und Mikrofonen zurück, die das Video über ein integriertes Computing-Modul verarbeiten. Die meisten dieser Geräte unterstützten keine höheren Auflösungen als UHD, bei einigen ist sogar schon bei hochskaliertem FullHD Schluss. 8K-Displays in Meetingräumen würden aufgrund ihrer hohen Pixeldichte zwar eine ergonomischere Interaktion ermöglichen. Aber wenn die Playout-Systeme nur eine UHD-Auflösung schaffen, hätten die Anwender trotzdem nichts davon.”

Eine weitere Herausforderung besteht in der nötigen Bandbreite für das Content-Streaming. Schon für 4K UHD ist die erforderliche Übertragungsgeschwindigkeit von 25 bis 50 Mbit/s oft kaum zu erreichen. Und mit einer viermal höheren Auflösung und einer doppelt so hohen Bildrate braucht 8K erheblich mehr Bandbreite.


Visuelle Wahrnehmung

Immersives Curved Display von Sharp/NEC im Freizeitbereich

Eine höhere Auflösung oder Pixeldichte erfüllt nur dann ihren Zweck, wenn der Betrachter sie auch wahrnehmen kann. Die Vorteile von 4K UHD sind klar erkennbar. Aber würde der Umstieg auf 8K wirklich einen so großen Unterschied machen? Bei Large Format Displays oder TV-Geräten dürfte eine höhere Auflösung nicht unbedingt notwendig sein, ebenso wenig bei Installationen mit größeren Betrachtungsdistanzen.

Großflächige Visualisierungslösungen hingegen sind darauf angewiesen, um eine „pixelfreie“ Bildqualität zu gewährleisten. Dazu zählen beispielsweise große Videowände in Kontrollräumen oder datenintensive Anwendungen wie Fluginformationstafeln. Diesen Bedarf können wir mit unserem bestehenden 8K-Produktangebot bereits abdecken.

Aktuell gibt es einige Debatten darüber, wie viel Potenzial im Metaversum steckt und inwiefern es unser Kommunikationsverhalten verändern könnte. Gleichzeitig spielt auch der Gaming-Bereich für alle Altersgruppen eine immer wichtigere Rolle. Könnten die Entwicklungen im E-Sports-Sektor und anderen Branchen wie der virtuellen Produktion die allgemeine Akzeptanz von 8K stärker vorantreiben?


Verantwortungsbewusste Produktentwicklung

Beim Wechsel auf eine neue Technologie ergibt sich eine Zwickmühle: Solange der Content und das unterstützende Ökosystem noch nicht umgestellt sind, lohnt sich auch keine Investition in ein 8K-Display, selbst wenn sich die Bildqualität bereits deutlich erhöhen würde. Möglicherweise sahen daher einige Hersteller die Präsentation ihres 8K-Angebots auf der InfoComm 2023 eher als Möglichkeit, ihr Können zu beweisen.

Sharp/NEC verfolgt aber einen ganz anderen Ansatz. Wir entwickeln keine Technologien um der Technologie willen. Denn nur weil man etwas tun könnte, heißt das nicht, dass man es auch tun sollte. Als kundenorientierter Hersteller stellen wir die Anforderungen der Anwender stets in den Mittelpunkt und bringen Produkte auf den Markt, die genau darauf zugeschnitten sind.

Die ganze Welt kämpft derzeit gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Wie passt das mit der Einführung einer energieintensiven Technologie zusammen?

Aufgrund einer neuen Energieeffizienzrichtlinie der Europäischen Union sind 8K-Displays seit dem 1. März 2023 in der EU faktisch verboten. Die Vorgaben beziehen sich jedoch ausschließlich auf den standardmäßigen Bildmodus. Die Umschaltung auf andere energieintensivere Modi bleibt nach Lieferung des Produkts uneingeschränkt möglich, sofern die Anwender auf dem Bildschirm entsprechend darauf hingewiesen werden – ein Schlupfloch, das sich viele andere Hersteller zunutze machen. Mehr darüber erfahren Sie in einem aktuellen AV Magazine-Artikel.

Sharp/NEC rückt bei seinen Produktinnovationen hingegen das Thema Nachhaltigkeit verstärkt in den Fokus.

Alle Informationen dazu, wie sich Sharp/NEC für mehr Nachhaltigkeit einsetzt, finden Sie in unserer Broschüre: „Vision mit Zukunft: Qualität, Service, Nachhaltigkeit“.

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Innovation für mehr Nachhaltigkeit

Für großformatige digitale Bildflächen bietet Sharp/NEC mit seinem LED-Portfolio, den LCD-Videowänden und den Edge-Blending-Installationsprojektoren bereits eine umfassende Auswahl an 8K-Lösungen. Gleichzeitig arbeiten wir kontinuierlich daran, diese Technologien energieeffizienter und nachhaltiger zu gestalten. Dies zeigt sich auch bei unseren jüngsten Produkteinführungen:

LED-FC-Serie

Die FC-Serie mit Flip-Chip COB-Technologie zeichnet sich durch extreme Kontraste, eine lange Lebensdauer und einen bis zu 40 Prozent geringeren Energieverbrauch aus. Die Modelle sind als individuell konfigurierbare Module und als vollständige Bundle-Lösungen mit verschiedenen Pixel Pitches (0,95, 1,2 und 1,5 mm) erhältlich.

Zu den LED-Produkten

Laserprojektoren der PV-Serie

Für ihr nachhaltiges Design und ihren geräuscharmen Betrieb wurde die PV-Serie im Rahmen der InfoComm 2023 von Projector Central als „Best of Show“ ausgezeichnet. Sie erleichtert den Umstieg von lampenbasierter Projektion auf Laserprojektion, da vorhandene Objektive und Halterungen einfach weiterverwendet werden können. Das reduziert nicht nur Elektroschrott, sondern ermöglicht auch eine langlebige Performance.

Zum PV710UL

E-Ink-Technologie

E Ink Holdings und Sharp/NEC haben kürzlich ihre Zusammenarbeit im Digital-Signage-Bereich bekannt gegeben. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen digitale E-Paper-Displays auf den Markt bringen, die im Betrieb keinen Strom verbrauchen – ein revolutionärer Schritt auf dem Weg zu vollständiger CO2-Neutralität.

Zum Artikel über die Bekanntgabe der Partnerschaft


Die Herausforderungen der Zukunft

Schon die Umstellung auf 4K UHD hat es deutlich gemacht: Bitraten und Dateigrößen von hochauflösenden Inhalten können zum Stolperstein für neue Technologien werden. Selbst wenn Kameras und Endgeräte wie Displays die Daten erfassen bzw. verarbeiten können, dürfte für die verlustfreie Speicherung und Verteilung eine Modernisierung der bestehenden Ausstattung und Infrastruktur erforderlich sein. Komprimierungscodecs werden zwar mit jedem Jahr effizienter, stoßen aber bei einer Vervierfachung des Datenvolumens noch oft an ihre Grenzen.

Auch wenn die Preise sinken, könnten notwendige Investitionen mit Blick auf den ROI nicht vertretbar sein.

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Höhere Auflösungen wie 8K sind noch nicht überzeugend genug, um zusätzliche Einsatzmöglichkeiten zu schaffen. Daher rechnen wir in naher Zukunft nicht mit neuen Anwendungsfällen. Ein nützlicher Standard bzw. Messwert, der den Anwendern die Auswahl der richtigen Technologie für ihr jeweiliges Szenario erleichtert könnte, wäre DPI (Dots per Inch). Anhand dieses Werts könnte die Pixeldichte ermittelt werden, die für das gewünschte Ergebnis mindestens erforderlich ist. Interaktive Displays benötigen beispielsweise mehr DPI als Signage Displays oder Fluginformationstafeln. Mit einem DPI-Leitfaden ließe sich zudem die bestmögliche Ergonomie für verschiedene Anwendungen herstellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die 8K-Auflösung zwar für den Unternehmens- wie auch den Verbraucherbereich einen großen Schritt nach vorne bedeutet und die Art und Weise revolutionieren wird, wie Anwender Content erstellen, konsumieren und damit interagieren. Doch die Herausforderungen sind groß, sodass die Technologie möglicherweise schon auf Ablehnung stoßen wird, bevor sie beweisen kann, was in ihr steckt.